Mit gerade einmal 23 Jahren widmet Agathe Borcard, Milchproduzentin in Grandvillard, ihre Energie der Kuhaufzucht, um Qualitätsmilch zu produzieren, die teilweise für die Herstellung unseres Vacherin Fribourgeois AOP genutzt wird. Als Paradebeispiel für Durchhaltevermögen erzählt sie uns von ihrem Werdegang und ihrer Leidenschaft für ihre Arbeit.
Als jüngste von drei Schwestern wollte Agathe Borcard schon immer in einem Bereich arbeiten, in dem sie mit Tieren in Kontakt kommt: «Da eine meiner Schwestern eine Lehre als Landwirtin durchlaufen hat, war ich mir nicht sicher, ob ich diesen Weg einschlagen sollte, da der Betrieb für uns beide nicht gross genug gewesen wäre. Während sie nach ihrer Lehre schliesslich einen anderen Beruf ergriff, habe ich mich entschieden, diesen Weg zu gehen und bin sehr glücklich darüber.» Nach einer Lehre in Corbières, Posieux und dem Ausbildungsbauernhof in Grangeneuve kehrt sie 2019 auf den Familienhof zurück, wo sie an der Seite ihres Vaters arbeitet.
Im 2021 neu errichteten Gebäude, sind fortan die Milchkühe in Laufställen untergebracht, und auch der Melkstand befindet sich dort. Und zu Agathes grosser Freude wurde das alte Gebäude in eine Nursery für Kälber umgewandelt: «Es war mein Traum, für die Kälber eine Nursery zu haben. In den ersten zwei Wochen bleiben sie in einer Einzelbox, um Ansteckungen zu vermeiden und ihre eigene Immunität aufzubauen, und dort gebe ich ihnen auch ihre ersten Flaschen, bevor sie selbstständig aus dem Kübel fressen. Danach sind sie etwa zwei Wochen in einer Gruppenbox und zuletzt in Liegeboxen». Agathes Lieblingszeit im Jahr ist übrigens die Abkalbesaison, die sie von August bis März gruppiert durchführen, d. h. die Kühe werden so besamt, dass sie nur in einem bestimmten Zeitraum kalben: «Dank dieser Technik haben wir während der Alpsaison keine Geburten. Dadurch können wir im Betrieb im Flachland alles waschen und während des Sommers eine gute hygienische Räumung durchführen.»
Die Kühe der Familie Borcard kommen jeden Sommer auf die Alpweiden von Grandvillard. Dort bleiben die Milchkühe 100 Tage und die Rinder 150 Tage. Die ganze Familie packt mit an, darunter auch Agathes Grossonkel, der die ganzen 150 Tage in der Alphütte verbringt. Das gesamte Vieh wird während dieser Zeit auf fünf Alpweiden verteilt, von denen drei der Familie Borcard und zwei der Gemeinde Grandvillard gehören. Die Alpsaison ist auch Synonym für die Rückkehr zum Melken mit dem Eimer.
Es ist dem Modul «Besamung» für den Fachausweis zu verdanken, dass Agathe nun selbst die Kühe und Rinder auf ihrem Betrieb besamen kann, obwohl sie sich das früher nicht zugetraut hätte. «Das ist lustig, denn der Besamungstechniker, der vor mir unsere Kühe besamte, hatte mir einmal gesagt: «In ein paar Jahren brauche ich nicht mehr zu kommen, dann wirst du deine Kühe selbst besamen». Eine Art Vorahnung, die sich als richtig erwiesen hat. Agathe ist stolz auf diesen Erfolg, vor allem, weil ihr das Wohlbefinden der Tiere sehr wichtig ist: «Die Kühe haben weniger Stress, weil sie mich kennen.»
Wenn man sie auf den Vacherin Fribourgeois AOP anspricht, freut sich Agathe, Milch für diesen traditionsreichen Käse zu produzieren. Der Betrieb produziert seit zehn Jahren Milch für den Vacherin Fribourgeois AOP: «Obwohl die Milchproduktion für den Vacherin Fribourgeois AOP mehr Einschränkungen unterliegt als für einige andere Produkte, bietet uns der Preis, zu dem unsere Milch gekauft wird, eine grössere finanzielle Sicherheit, auch wenn ich trotzdem finde, dass er im Vergleich zu unseren steigenden Produktions- und Lebenshaltungskosten stagniert. »
Was die Zukunft der Milchindustrie angeht, glaubt Agathe, dass es immer mehr Melkroboter geben wird und einige Milchabnehmer keine andere Wahl haben werden, als sich damit abzufinden: «Es ist schwierig, Arbeitskräfte zu finden und die jungen Leute wollen nicht mehr unbedingt melken.» Sie fügt hinzu, dass Melkroboter eine enorme Hilfe bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wären.